Evangelium nach Matthäus 6,7-15.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden, die meinen, sie werden nur erhört, wenn sie viele Worte machen. Macht es nicht wie sie; denn euer Vater weiß, was ihr braucht, noch ehe ihr ihn bittet. So sollt ihr beten: Unser Vater im Himmel, dein Name werde geheiligt, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf der Erde. Gib uns heute das Brot, das wir brauchen. Und erlass uns unsere Schulden, wie auch wir sie unseren Schuldnern erlassen haben. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern rette uns vor dem Bösen. Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, dann wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, dann wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben. ______________________________________________________________________
Kommentar Evangelium Hl. Cyprian (um 200-258), Bischof von Karthago und Märtyrer Das Herrengebet, 8
„So sollt ihr beten: Unser Vater“
Eines vor allem hat Christus, Lehrer des Friedens und Meister der Einheit, nicht gewollt, nämlich dass das Gebet etwas Persönliches, eine Privatsache sei, so als ob man nur für sich selbst betete. Wir sagen nicht: „Mein Vater im Himmel“, auch nicht „mein tägliches Brot gib mir heute“. Keiner bittet, dass ihm allein die Schuld erlassen werden möge, auch nicht, dass er allein nicht in Versuchung geführt und vom Bösen erlöst werde. Für uns hat das Gebet öffentlichen und gemeinschaftlichen Charakter, und wenn wir beten, dann treten wir nicht für einen einzigen ein, sondern für das ganze Volk; denn wir, das ganze Volk, sind eins.
Der Gott des Friedens und der Herr der Eintracht, der uns das Einssein ans Herz gelegt hat, wollte, dass einer für alle betet, so wie er als der Eine alle Menschen getragen hat. Die drei jungen Judäer, die in den Feuerofen geworfen worden waren, haben sich an dieses Gesetz gehalten, das für das Gebet gilt… „Da sangen die drei im Ofen wie aus einem Mund, rühmten und priesen Gott“ (Dan 3,51)… Nach der Himmelfahrt des Herrn beteten die Apostel und Jünger in einer Weise, dass „sie alle einmütig im Gebet verharrten, zusammen mit den Frauen und mit Maria, der Mutter Jesu, und mit seinen Brüdern“ (Apg 1,14). Eines Herzens, verblieben sie treu im Gebet; durch ihren Eifer und ihre Liebe zueinander gaben sie zu erkennen, dass Gott, „der die Menschen eines Sinnes in einem Hause wohnen lässt“ (Ps 67,7 Vg), in seine ewige Wohnung nur die aufnimmt, die in Gemeinschaft miteinander beten.
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