Von „Freierinnen" in Wien
Frauen sind in einem Bordell nicht gern gesehen – zumindest nicht, wenn sie dort keiner Arbeit nachgehen. Nicht so in Wien: „Wien gendert Puff-Gesetz" titelt das Portal heute.at und berichtet von einer Novellierung des Wiener Prostituiertengesetzes. Offenbar hat sich die Stadt die seit 2004 vorgeschriebene sprachliche Gleichbehandlung so sehr auf die Fahnen geschrieben, dass es jetzt in der neuen Fassung des Gesetzes heißt „Wer als Freierin oder Freier (...)". Peter Laskaris, der Manager des Bordells „Laufhaus" kann sich ein Zwinkern nicht verkneifen: „Bis dato war es ‚normalen' Frauen per Gesetz samt saftiger Strafe verboten und oft auch aus betrieblichen Gründen untersagt, ein Freudenhaus zu betreten." Nur die sogenannten „Kontrollprostituierten" mit der Grünen Karte (ärztliches Gesundheitszeugnis) der Stadt Wien hatten Zutritt. Nun jedoch dürften Frauen „legal den weltweit wohl letzten existenten gesetzlich verbotenen geheimen Ort der Lust und des Lasters betreten", so Laskaris. Die meisten Etablissements hätten Frauen den Zutritt eh nicht gestattet: „Sie haben einfach keine Lust auf hinterherspionierende, rachsüchtige Ehegattinnen. Auch das ist nachvollziehbar", sagt Laskaris. An eine Welle neuer Kundinnen glaubt er aber nicht: „Nur für Sex muss keine Frau weltweit bezahlen. Für den solventen Gentleman gibt's hingegen kaum was Günstigeres als bezahlten Geschlechtsverkehr." Auf eine VDS-Anfrage über Twitter, ob es für Wien valide Zahlen der Freierinnen gebe, hat die Stadt nicht geantwortet. (heute.at)
Gendern kein natürlicher Sprachwandel
Gendern ein natürlicher Vorgang des Sprachwandels? Das sei ein Märchen, es werde häufig bemüht, um den von Genderbefürwortern forcierten Sprachwandel zu rechtfertigen. Die Linguistin Prof. Heide Wegener sagt in der Welt: Tatsächlich laufe Sprachwandel grundsätzlich anders ab, auf verschiedene Weisen. Eine sei zum Beispiel die Verkürzung, weil sie einer ökonomischen Sprachnutzung entspricht. Aus „Kindertagesstätte" wird „Kita", aus „Universität" wird „Uni". Weniger Silben bedeuten weniger Arbeitsaufwand. Auch ein Sprachwandel durch Modeerscheinungen sei nicht ungewöhnlich, dabei können Wörter auch länger werden, zum Beispiel „Appartement" statt „Wohnung". Nicht zuletzt gibt es reine Eindeutschungen wie „Fahrkarte" statt „Billet" oder „Gehweg" statt „Trottoir". Ein grammatikalischer Wandel entsteht dabei von unten nach oben, etwas bürgert sich ein und wird übernommen; eine Entlehnung von Fremdwörtern kommt hingegen meist aus der Oberschicht und „sickert" dann nach unten durch.
Beide Versionen haben etwas gemeinsam: „Natürlicher Sprachwandel verläuft vom Unbewussten zum Bewussten, für den Laien häufig unbemerkt, auch wenn der sich im Laufe seines Lebens neue Formen aneignet, die er natürlich zunächst ablehnt, denn zu Anfang sind sie ja falsch." Damit stehe er im direkten Gegensatz zum Gendern, so Wegener: „Genderformen sind weder einfacher, artikulatorisch oder kognitiv, noch verständlicher als die generischen Maskulina, die sie verdrängen sollen (...) Sie entstehen weder unbewusst noch entziehen sie sich einer bewussten Lenkung, insofern haben sie mit natürlichem Sprachwandel nichts zu tun." Ihre lexikalen Änderungen ergeben keinen objektiven Mehrwert, aber sie verleihen den Verwendern Prestige. „Die deutlichste Parallele besteht bezüglich Durchsetzung der Formen zu den Verdeutschungen der Fremdwörter im 19. Jahrhundert. Wie zu jener Zeit wird auch der Gebrauch von Genderformen massiv gefordert und gefördert, durch Verordnungen, Handreichungen, Leitfäden. Als deren Herausgeber greifen Behörden und Universitäten steuernd ein. Sie ‚empfehlen' Genderformen zwar nur, de facto ordnen sie diese aber aufgrund ihrer Vormachtstellung an, wie sogar die taz schreibt." Es sei nicht ohne Ironie festzustellen, dass die Verfechter von Genderdeutsch exakt dieselben Methoden anwenden wie die konservativen Nationalisten des 19. Jahrhunderts, um bestimmte Sprachformen durchzusetzen. „Die AfD-Keule sollte vielleicht nicht gar so schnell geschwungen werden, wenn sich heute jemand nicht manipulieren lassen will." (welt.de (Bezahlschranke))
Gendern: Historisch einmaliger Vorgang
Auch Wolfgang Krischke spricht dem Gendern ab ein natürlicher Sprachwandel zu sein. Der Linguist und Journalist beschreibt in der FAZ Gendern als technokratischen Eingriff. Echter Sprachwandel sei ein Trampelpfad: „Den wenigen, die als Erste das Gras niedertreten, folgen immer mehr, bis ein Weg gebahnt ist. Im Gegensatz dazu geht es beim Gendern mit seinem Versuch, das generische Maskulinum zu delegitimieren, um einen gezielten Umbau der Grammatik, vorangetrieben von Aktivisten und ihrem geneigten Umfeld an den Hochschulen, in Behörden, Unternehmen und Medien. Hier wandelt sich die Sprache nicht, sondern sie wird gewandelt durch politischen und institutionellen Druck von oben." Verwaltungen schreiben Gendern ihren Angestellten vor, Universitäten geben Empfehlungen, die aber jeder befolgen sollte, der keine schlechte Note haben möchte. Gendern habe nichts mit herkömmlichen Normierungen zu tun, in denen sich Sprache bewege, vielmehr würde am Reißbrett versucht, eine neue Sprache einzuführen – das sei ein historisch einmaliger Vorgang. (faz.net (Bezahlschranke))
Die Dominanz des weiblichen Artikels
Meinhard Creydt schlägt in seinem Artikel auf dem Portal heise.de/telepolis einen Paradigmenwechsel in der Debatte um gendergerechte Sprache vor. Er erklärt, dass in der deutschen Sprache der weibliche Artikel in den zentralen Bereichen des menschlichen Lebens dominiert und enorm ausgebreitet sei. Wo es um Arbeit geht (die Wirtschaft, die Arbeit) oder um Sozialisation und Bildung ( die Schule, die Universität, die Kultur) und in vielen weiteren Bereichen würden männliche Artikel ausgegrenzt. Sprachliche Gleichberechtigung und Sichtbarmachung aller Geschlechter sind Argumente der Genderbefürworter. Creydt führt jedoch aus, dass die Diskriminierung des Männlichen in der Bezeichnung der Zentralobjekte unseres Seins omnipotent ist. Die Genderdebatte reduziert die Welt auf Personen. Creydts Beispiele beweisen, dass Deutsch eben keine „reine Männersprache" ist und die Debatte um das Gendern grundsätzlich verengt und fehlgeleitet ist. (heise.de/tp)
Gendern im Abi
Niedersachsen spielt Pippi Langstrumpf und macht die Welt, widde-widde-wie-sie-ihr gefällt. Abiturienten dürfen in ihren Abiprüfungen gendern. Damit schert das Land (so wie schon Baden-Würrtemberg) aus den Regeln aus, die von der Kultusministerkonferenz (KMK) etabliert wurden, um für eine einheitliche Orthographie zu sorgen, schreibt Heike Schmoll in der FAZ. Man wisse, dass die Regeln nicht „dudenkonform" seien, heißt es in einer Mitteilung des niedersächsischen Kultusministeriums, wolle sie dennoch nicht als Fehler werten. Damit stößt das Land auch den Rat für deutsche Rechtschreibung vor den Kopf, denn was dieser sagt – und nicht der Duden – ist für die Rechtschreibung verbindlich. Der Vorsitzende des Rats, Josef Lange, wies darauf hin, dass das Regelwerk von den relevanten staatlichen Stellen beschlossen wurde und damit für die Schulen und die Verwaltung bindend sei: „Wenn ein Land sich vom amtlichen Regelwerk verabschiedet, verabschiedet es sich auch von der Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum", so Lange, das sei ein Rückfall in die Zeit vor 1903. Kriterien im Hinblick auf Verständlichkeit, Lesbarkeit und Übertragbarkeit könnten dann nicht mehr vollumfänglich erfüllt werden: „Wenn staatliche Stellen sich nicht an selbst beschlossene Regeln halten", wie solle dann Schülern und Bürgern vermittelt werden, „dass staatliche Regeln im Gemeinwesen verbindlich sind", fragt Lange. (zeitung.faz.net)
HINWEIS:
Sprachfeminismus in der Sackgasse