Pannonicus_April 2010

Gedichte von Pannonicus, alias Richard G. Kerschhofer
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alwis
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Pannonicus_April 2010

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Die Carlsberg-Saga

Erfolge haben ihren Preis,
und wer gut fahren will, der weiß:
Maschinen muß man schmieren
und Menschen motivieren.

Im einen Fall ist Öl probat,
jedoch kann Öl man in der Tat
bei Menschen auch empfehlen
zum Schmieren trockner Kehlen!

Das hebt die Stimmung nebenbei,
und drum ist jene Brauerei
in Dänemark seit Jahren
recht gut damit gefahren.

Das Freibier stand zur Arbeitszeit
im Hause immer griffbereit
und stärkte stets aufs neue
der Mannschaft Firmentreue.

Doch Willkür machte kürzlich Schluß
mit Arbeitsfrieden und Genuß:
Das Dienstbier ist gestrichen
und argem Frust gewichen.

Es kam darob zum Streik sogar,
und mancher Kunde stellt fürwahr
in dieser krausen Lage
die Marke selbst in Frage:

Wenn’s Mitarbeitern schaden kann,
ja schadet’s dann nicht jedermann?
So greift statt vieler Worte
man gleich zur andern Sorte!

Beschneidung von Gewohnheitsrecht
erweist sich eben meist als schlecht
und ist, sag’ ich bescheiden,
am besten zu vermeiden...


Pannonicus
17. April 2010 – Folge 15/pgcarlsb.doc
(Bei Carlsberg kommt es zum Streik, weil die Firmenleitung das bisher übliche Gratisbier während der Arbeitszeit eingestellt hat.)



Positiv denken!

Die Atlantikbrise brachte
Asche vom Vulkan daher,
und die Fracht aus Island machte
Schluß mit unserm Luftverkehr.

Auf verschlungnen Umweltwegen
war jedoch die Widrigkeit
irgendwie sogar ein Segen,
der da kam zur rechten Zeit:

Erstens nämlich produzieren
Flieger mächtig CO2,
und mit diesen Unmanieren
war es kurzerhand vorbei.

Zweitens wissen Öko-Jünger,
daß die Asche fruchtbar ist -
das erspart Chemie und Dünger,
wenn mal runterkommt der Mist.

Drittens bleibt noch vieles droben,
mildert jeden Sonnenstrahl
und verringert - was zu loben -
die Erwärmung ganz global!

So will Island sichtlich danken
für die Gelder ungezählt,
einst veranlagt bei den Banken,
über die man heut’ krakeelt.

Prompt gibt’s neuerlich Kredite
- alte werden sonst zu alt -
und es sind ja Defizite
auch nur höhere Gewalt...

Denkt vielleicht ihr voller Bangen
jetzt an Griechenland spontan?
Seid getrost und unbefangen,
denn von dort droht kein Vulkan!

Pannonicus
24. April 2010 – Folge 15/pgisland.doc



Ein anderer Sachsenspiegel

„Wenn die Börsenkurse fallen“ -
dies Gedicht gefiel fast allen,
doch natürlich gab’s ein paar,
denen es zu deutlich war.

Denn in Klartext stand beschrieben,
was mit Tücke sie getrieben:
Selber hatten ungeniert
sie den Absturz arrangiert!

Anfangs waren’s Namenlose,
die verdienten an der Schose,
weil zumeist, wer Namen nennt,
sich die Zunge arg verbrennt.

Und nach Lage der Gesetze
gilt Kritik da gleich als Hetze:
Ehe du’s begriffen hast,
sitzt dafür du schon im Knast.

Aber läßt nach faulen Wetten
keck man sich vom Staate retten,
sonst verfemt als Ungetüm,
bleibt man halt nicht anonym.

Kommt dann raus, daß unverfroren
nur zum Schein man Geld verloren,
ruft das klarerweis’ spontan
Bonus-Neider auf den Plan!

Ernsthaft Ungemach erwachsen
ist jedoch den Goldman-Sachsen,
weil’s die Börsenaufsicht glatt
dem Gericht gemeldet hat.

Fahnder wühlen nun in Akten
auf der Jagd nach heiklen Fakten,
und nicht minder bringen Streß
die Verhöre im Kongreß:

Zwar sind dort nur Mandatare,
denen man durch all die Jahre
Wahlkampfspenden überwies,
nicht zu kleine ohnedies.

Daß die trotzdem jetzt es wagen,
ihre Gönner zu befragen,
ist daher schon irgendwie
Hochverrat und Anarchie!

Ja, als Gipfel der Affäre
klagen gar die Aktionäre
und sie reden von Betrug -
wähnen sich dank Schaden klug!

Aber sind nicht Großbetrüger
in der Regel noch viel klüger?
Bleibt egal, denn zahlen dann
darf’s wie stets der kleine Mann...

Pannonicus
1. Mai 2010 – Folge 17/pggoldm2.doc
(Goldman Sachs hat neuerdings ein paar Probleme – aber was kann denen schon passieren?)

[newtaburl=http://www.ostpreussen.de/zeitung/nachrichten/artikel/ein-anderer-sachsenspiegel.html]Preußische Allgemeine Zeitung[/newtaburl]
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